«Der Aufstieg ist unser erklärtes Ziel»

Andres Gerber ist seit vier Jahren Präsident des FC Thun. Sein Verein verpasste im Mai den Aufstieg in die höchste Liga nur hauchdünn. Welche Ziele der Verein in der neuen Saison verfolgt und ob Präsident sein Traumjob ist, verrät Gerber im Interview.

Text: Josko Pekas; Bild: Mauro Mellone

Andres Gerber, der FC Thun hat eine tolle Saison 2023/2024 gespielt. Wie sieht Ihr Rückblick aus?
Wir konnten viele schöne Siege feiern, die Punkteausbeute war aussergewöhnlich. Dies bestärkt uns, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen und unsere Philosophie noch konsequenter zu verfolgen.

Leider hat es für den Aufstieg in die Super League knapp nicht gereicht. Klappt es diese Saison?
Der Aufstieg ist unser erklärtes Ziel. Aber mit den Zielen ist es so eine Sache. Einerseits wollen wir uns nicht unnötig selber unter Druck setzen, andererseits wollen wir in der Super League spielen. Wichtig ist es, ein klares Mindset zu haben. Wir wollen bereit sein, damit wir den Aufstieg schaffen.

Der FC Thun wird für seine Nachwuchsförderung gelobt. Ist die Mannschaft bereit für die neue Saison?
Ich bin optimistisch, obwohl es bei uns wieder viele personelle Wechsel gab. Das bringt eine gewisse Unsicherheit mit sich. Andererseits ist eine «Blutauffrischung» meist sinnvoll oder sogar nötig. Eine Saison lang immer den Fokus zu halten, mit dem Druck, dem intensiven Zusammenleben im Team sowie mit all den Emotionen umzugehen, das kann gewisse Verschleisserscheinungen mit sich bringen. Deshalb ist ein gesunder Mix aus bisherigen und neuen Spielern und eine gute Mischung aus Jung und Alt wichtig.

Der FC Thun und Visana sind beide rot-weiss, was aber nicht der Grund für die Partnerschaft war. Was haben Thun und Visana gemeinsam?
Das hat mit der Herkunft der beiden «Brands» zu tun. Im Kanton Bern gibt es gewisse Tugenden und Werte, die uns durch die geografische Lage und durch die Nähe zu den Bergen und zur Natur quasi in den Schoss gelegt werden. Die Menschen hier haben ruhigere, etwas verbindlichere, beständigere und gemütlichere Züge. Es ist hier weniger hektisch als anderswo. Der gemütliche Bär im Wappen passt da ganz gut dazu. Darum bin ich überzeugt davon, dass Visana und der FC Thun sehr gut zusammenpassen.

Sind Sie jemand, der sich gegen möglichst viele Risiken versichert?
Nein, das entspricht nicht meiner Lebensphilosophie. Ich will das Leben erleben, auch ein bisschen verrückt und mutig sein dürfen. Ich möchte nicht vor lauter Angst und Vorsicht das Leben «absichern». Der Spruch «Angst verhindert nicht den Tod, sie verhindert das Leben» gefällt mir gut.

Welche Erfahrungen haben Sie als Sportler mit Krankenversicherungen gemacht?
Als Fussballer war es wie bei den meisten Jungen: Ich machte mir nicht allzu viele Gedanken dazu. Ich lernte die Vorteile einer Krankenversicherung erst kennen, als ich darauf angewiesen war oder wenn etwas nicht wie geplant klappte. Als Spieler war ich viel öfter mit der Unfallversicherung konfrontiert.

Kommen Sie selbst noch zum Sporttreiben?
Es ist bei mir wie bei den meisten anderen Menschen: Es kommt auf die Prioritäten an. Die notwendige Zeit muss und kann man sich nehmen. Aber ich verspüre seit einigen Jahren nicht mehr die gleiche Lust darauf, intensiv Sport zu treiben. Ich lebe dafür einen aktiven Lebensstil, bin oft in der Natur, nehme die Treppe und nicht den Lift. Und ich schliesse nicht aus, dass ich dereinst wieder regelmässig joggen gehe.

«Wahri Liebi» lautet der Slogan des FC Thun. Ist das hier Ihr Traumjob, oder wären noch andere Jobs für Sie denkbar?
Ich habe während der letzten 31 Jahre wertvolle Erfahrungen in verschiedenen Positionen im Profifussball gesammelt. Darum ergibt das, was ich mache, Sinn. Ich mag grundsätzlich den bewussten Umgang mit Menschen. So gesehen müsste ich nicht zwingend einen Job im Fussballgeschäft ausüben.

Zur Person

Andres Gerber (51) trat 2009 vom aktiven Profifussball (YB, Lausanne, GC, Thun) zurück und war bis 2020 Sportchef und Assistenztrainer beim FC Thun. 2020 wurde er zum Präsidenten des FC Thun gewählt. «Der Fussball und seit 21 Jahren der FC Thun sind quasi mein Leben.» Als Ausgleich zum Sport geniesst er zusammen mit seiner Familie Ausflüge in die Natur. «Ich liebe die Berge, das Schwimmen im See und lese gerne Bücher übers Leben.»

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